Zombie Firmen
Zombie Firmen in Deutschland und ihr Einfluss auf die deutsche Wirtschaft
Mit Zombie Firmen wächst eine neue Gefahr in Deutschland
Sie haben einen unschönen Namen und sie sind eine neue Gefahr für Deutschland. Zombie Firmen bedrohen die deutsche Wirtschaft und noch spricht kaum jemand darüber.
Wie sind Zombie Firmen entstanden und welche Gefahr geht von ihnen aus? Und was haben diese Firmen mit der Firmeninsolvenz zu tun?
Weniger Firmeninsolvenzen in Deutschland – Ein Grund zur Freude?
Es klingt so schön. Seit 2009 geht die Zahl der Firmeninsolvenzen stetig zurück. Um rund ein Drittel hat sich die Zahl verringert. Klingt sehr gut, geht doch mit einer Firmeninsolvenz auch immer ein Makel einher. Versagt, Pleite gegangen, vergeigt, kein guter Geschäftsmann gewesen. Das zahlreiche Firmeninsolvenzen nicht auf das Verschulden der Geschäftsführung zurückzuführen sind, daran wird selten gedacht. Eine Firmeninsolvenz ist in der Regel ein Makel, über den man nicht gerne spricht.
Doch leider ist die gute Nachricht gar keine gute Nachricht. Schaut man genauer hin, ist die Wahrheit erschreckend. Wir sprechen hier von Firmen, die es in der Marktwirtschaft eigentlich nicht mehr geben sollte. Sollte, aber es gibt. Sie werkeln vor sich hin, kommen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nach und sind eigentliche Pleite-Unternehmen. Und doch finden sie Investoren, die in genau diese Firmen Geld stecken.
17.702 Zombie Firmen in Deutschland – Untote, die durch die deutsche Wirtschaft geistern
Man nennt sie Zombie Firmen. Also Untote, die durch die deutsche Wirtschaft geistern. Was sich anhört wie aus einem schlechten Horrorfilm, ist leider die bittere Realität. Wer hält sie am Leben, die Untoten?
Die extrem niedrigen Zinsen und die gute Konjunktur in Deutschland. Was zunächst widersprüchlich klingt, erschließt sich schnell. Mit den extrem niedrigen Zinsen sorgt die EZB (Europäische Zentralbank) für genügend Geld bei den Banken. Diese können dann Kredite zu extrem niedrigen Zinsen weitergeben.
Pleite-Unternehmen, also Zombie Firmen, werden von den Banken künstlich am Leben gehalten, denn im Falle einer echten Pleite müssten die Banken diese Kredite als „non-performing“ klassifizieren oder sogar abschreiben. Das wiederum würde die dünne Kapitaldecke der Banken arg strapazieren. Viel billiger ist es, das billige Geld weiter in die Zombie Firmen zu stecken und finanzschwache Firmen durchzuziehen.
Destabilisierung mit billigem Geld
Das Problem ist am häufigsten in Italien, Portugal und Spanien zu finden. Aber auch in Deutschland sollte man so langsam den Tatsachen ins Auge sehen und realisieren, dass Banken auch hierzulande sogenannte Schrott-Firmen am Leben halten. Doch die „Geld-Beatmungsmaschine“ hat gefährliche Folgen für die Wirtschaft.
Die Gefahr Nummer eins wären steigende Zinsen. Steigende Zinsen könnten eine riesige Welle Unternehmensinsolvenzen auslösen, denn die ohnehin in Schwierigkeiten steckenden Firmen wären nun gar nicht mehr in der Lage ihre Zinsen zu tilgen. Private Haushalte wären durch Arbeitsplatzverluste betroffen. Zulieferer und Banken durch Forderungsausfälle. Das Wirtschaftswachstum würde mindestens stagnieren, wenn nicht gar sinken.
Aber auch vor den steigenden Zinsen sind Zombie Firmen eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft. Kapital wird Unternehmen ohne jegliche Effizient bereitgestellt. Diese Pleite-Firmen investieren nicht mehr und behindern die Innovationen in Deutschland.
Der graue Kapitalmarkt wird politisch gefördert
Banken werden reguliert. Doch der sogenannte graue Kapitalmarkt wird es leider nicht. Aufgrund der niedrigen Zinsen herrscht aktuell ein Anlage-Notstand. Anleger wissen nicht mehr wohin mit ihrem Geld. Dieses wird dann in hochverzinste Anleihen, Private-Equity-Investments oder Hedgefonds, und vor allem hochriskante Anleihen der Schattenwirtschaft investiert. Man erhofft sich ordentliche Zinsen, die es auch eine Zeitlang gibt. Eine Vielzahl dieser Unternehmen auf dem grauen Schattenmarkt ist längst in Schieflage geraten oder sogar bereits pleite, bzw. insolvent.
Besonders betroffen scheint die Zulieferer-Industrie zu sein. Das zeigt ein Beispiel an BMW. BMW konnte 8.000 Autos nicht bauen, weil der Zulieferer Bosch nicht liefern konnte und die Aluminium-Gussteile selbst aus Italien bezog. Doch das Unternehmen war längst pleite. Bosch griff zu und kaufte den Zulieferer kurzerhand. Das war noch einmal glimpflich ausgegangen.
Ist aber leider nicht der Regelfall. Würden mehr und mehr Zombie Firmen endgültig pleite sein, platzen die bislang hochinteressanten Anlagen, das Geld ist einfach weg. Hier findet keinerlei Regulierung und Kontrolle statt.
Eine Verschleierungs-Taktik, die böse enden würde
Je länger die Niedrigzinsphase andauert und je länger Firmen künstlich am Leben gehalten werden, desto schwieriger wird diese Unternehme zu sanieren. Bei einer Insolvenzverschleppung ist es kaum mehr möglich die betroffenen Unternehmen zu retten. Die Grundprinzipien einer gesunden Marktwirtschaft werden riskiert. Denn eigentlich heißt es, ist das Unternehmen verschuldet und kann nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, muss es Firmeninsolvenz anmelden.
Werden immer mehr Firmen in Not künstlich am Leben gehalten, arbeiten sie ineffizient, erwirtschaften eine sehr geringe Rendite, wenn denn überhaupt, und lassen den Produktivitätsgewinn sinken.
Darunter leiden auch gesunde deutsche Unternehmen. Beginnt dann noch der Dominoeffekt, indem die Zinsen steigen und die Konjunktur abflaut, können Pleiten einer Lieferkette ganze Branchen in Schwierigkeiten bringen.
Maßnahmen, um die NPL-Quote zu reduzieren
Will man die NPL-Quote (Non-Performing-Loans) reduzieren, müssen schnellstmöglich Maßnahmen ergriffen werden. Können Unternehmen nicht mehr saniert werden, was Vorrang hätte, müssten die Kredite, die an Zombie Firmen vergeben wurden, an eine Bad-Bank ausgelagert werden.
Auch eine Abwicklung der Kredite unter Verwertung der Kreditsicherheiten muss in Betracht gezogen werden. Neben den akuten Maßnahmen, also dem Abbau fauler Kredite, müssten für die Zukunft bessere rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Wichtig wäre eine Reform des Insolvenzrechts in Europa und eine Verbesserung der Verwertung der Kreditsicherheiten in allen europäischen Ländern. Grundsätzlich müssen Kredite wieder eine höhere Werthaltigkeit erreichen.