Rezession – Angst vor der nächsten Rezession
Rezession – Angst vor der nächsten Rezession
Für deutsche Unternehmen ist die Rezession längst kein Fremdwort mehr
Bis vor wenigen Jahren schwamm ein Großteil aller deutschen Unternehmen auf der Welle des Deutschen Wirtschaftswunders, ohne selbst zu bemerken, dass es sich hierbei nur um die letzten Ausläufer dieser sorglosen Phase der deutschen Wirtschaft handelte.
Der Schock der weltweiten Wirtschaftskrisen traf viele Unternehmer daher vollkommen unvorbereitet.
Begriffe wie Kurzarbeit oder auch Entlassungen der Stammbelegschaft waren bis zu diesem Zeitpunkt in einem Großteil der Unternehmen weitgehend unbekannt.
Diese nervenaufreibenden Monate und Jahre hat den Begriff der Rezession wieder fest in den Köpfen der Verantwortlichen der Wirtschaft etabliert.
Ob bewusst oder unbewusst beeinflusst die Angst vor einem Rückgang der Konjunktur deren Entscheidungen und begünstigt das tatsächliche Auftreten einer Rezession dadurch mehr als aktiv diesem Trend etwas entgegenzusetzen.
Die gewohnte Achterbahnfahrt der Konjunktur wird in einer von Gewinnen geprägten Wirtschaft zunehmend zu einem selbst ausgelösten Flächenbrand
Der Abschwung der Konjunktur ist auch in den letzten Jahrzehnten nicht ungewöhnlich gewesen. Meist handelte es sich um saisonale Schwächen, die sich über das Jahr gerechnet für einen Großteil aller Unternehmen ausgeglichen hat. Seit den Finanzkrisen, die es erschwert haben Investitionen in dem zuvor geplanten Maß zu tätigen, ist der Abschwung zunehmend mit einer existenziellen Angst verbunden.
Haben Unternehmer früher das Gefühl gehabt sich auch eigener Kraft aus einer geringer ausfallenden Konjunktur befreien zu können, liegt nach der vorangegangenen Erfahrung die Vermutung nahe dieser Entwicklung schutzlos ausgeliefert zu sein. Das zeigt sich auch in einer wachsenden Anzahl an Suchanfragen im Internet zu diesem Thema.
Trotz des Wissens um die theoretischen Auswirkungen einer Rezession gehen immer mehr Unternehmer dazu über sich für den Worst Case zu rüsten und dadurch die vermuteten Auswirkungen auf das eigene Unternehmen abzufangen.
Die Furcht vor einer erneuten Rezession lässt Unternehmer mit deutlicher Vorsicht agieren
Geistert das Wort Rezession durch die Wirtschaftsmagazine und die übrigen Medien, setzt sich wie von selbst ein Kreislauf in Gang. Dieser beginnt zunächst im Kleinen bei jedem einzelnen Unternehmer.
Diese verhalten sich in Folge deutlich zurückhaltender in Bezug auf Investitionen oder auch die Einstellung neuer Mitarbeiter.
Was zunächst wie ein vernünftiger Schritt wirkt, um sich auf die erwartete Rezession vorzubereiten ist vielfach der erste Schritt für den Beginn des Abschwungs der Wirtschaft.
Stagnierende Löhne oder sinkende Zahlen von Beschäftigten führen auch innerhalb der Bevölkerung zu einer geringeren Kaufkraft.
Während weitere Lebensmittel und Dinge des alltäglichen Lebens gekauft werden, verhalten sich die Haushalte in Bezug auf größere Ausgaben wie Möbel oder auch den Kauf eines neuen Autos dagegen zurückhaltender.
Dadurch entsteht ein Teufelskreis, in welchem die Rezession praktisch hausgemacht ist und nicht wie etwa durch die Finanzkrise oder auch einen Börsensturz ausgelöst wird.
In einer globalisierten Welt ist die deutsche Wirtschaft nicht nur von internen Faktoren abhängig
Das Bruttoinlandsprodukt innerhalb Deutschlands umfasst seit Jahren ein konstantes Plus zum Ende des Jahres. Da Deutschland als Exportnation auch von der Kaufkraft anderer Länder und Nationen abhängt, reicht allein die Wirtschaftskraft innerhalb des Landes nicht aus, um den aktuellen Standard weiterhin zu halten.
In den letzten Jahren ist die internationale Politik zunehmend unsicherer geworden. Der Brexit hat innerhalb Europas für zahlreiche Unruhen gesorgt, die auch beinahe zwei Jahre nach der Volksabstimmung noch immer anhalten. Weltweit sorgt die Wahl Donald Trumps zum Präsident der Vereinigten Staaten nicht nur für Schlagzeilen, sondern auch negative Auswirkungen an den Börsen. Ob zu Recht oder zu Unrecht sei dahingestellt.
Diese Faktoren sind für Unternehmer kaum vorherzusehen, was ebenfalls eine gewisse Zurückhaltung nach sich zieht. Trotz der Furcht vor einer Rezession zeichnet sich bereits heute an, dass Geschäfte mit britischen Unternehmen nicht mehr so zahlreich erfolgen als vor dem Ja zum Brexit der Bevölkerung. Da schränkt die freie Wirtschaft weiter ein und begünstigt die Prognosen einer sinkenden Wirtschaftsleistung.
Welche Zukunftsaussichten ergeben sich aus einer permanenten Sorge vor einer bevorstehenden Rezession
Früher genügte ein Blick in die eigenen Auftragsbücher, um zu wissen, ob die Wirtschaft boomt, stagniert oder auch im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. Heute werden hierfür für das gesamte Jahr sowie die einzelnen Quartale Prognosen erstellt.
Fallen diese zurückhaltender oder sogar negativer aus als erwartet, kann dies dazu führen die vorgenommenen Investitionen für den gleichen Zeitraum noch einmal zu überdenken. Da dieser Zustand für die Wirtschaft auf Dauer untragbar ist, stellt sich für die Zukunft die Frage, ob nicht ein anderer Umgang mit der Sorge vor einem nachlassenden Wirtschaftswachstum die bessere Wahl wäre.
Es bleibt abzuwarten, inwieweit Unternehmer zukünftig in der Lage sind ihren eigenen Anteil an sinkenden Wirtschaftsprognosen zu erkennen, um die Entscheidungen mit mehr Vertrauen in eine erfolgreiche Zukunft zu treffen.